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Rita Vansteenlandt 'Talkessel/ Region Schwyz/ Gersau, im Freien gemalt

Schwyzer Kantonalbank, Hauptsitz, Bahnhofstrasse 3, 6430 Schwyz
26 Gemälde, im Freien gemalt
‘Rita Vansteenlandt malt in der erhabensten und ehrlichsten Bedeutung des Wortes. Si ist somit, ohne es an sich gewollt zu haben, die Fortsetzung der noblen Malerei, des ,Plenarisums’, der luminösen Strömung in der impressionistischen Tradition.

Sie malt, was sie erfährt und sieht, und hat sich nach einer Zeit, die wir als eine Anfangsphase umschreiben würden, ausschließlich mit der sichtbaren Wirklichkeit befasst, mit einer Wirklichkeit, die auf subtile Weise einen Dialog mit der dahin gleitenden Zeit und ihrem Artgenossen oder Gefährten – dem Licht – aufbaut.

Der Übergang zu ihren marinen Gemälden von Wolken, Strand und Meer erfolgt auf deutliche und doch allmähliche Weise. Ästhetik und Wirklichkeit gehen dabei Hand in Hand. Ihre Bilder von Wolken, Wasser und Strand waren anfänglich vor allem Zeichnungen auf doppellagigem Papier, von dem ab und zu Streifen abgerissen wurden, so dass das Papier genauso stark als Werkstoff vorhanden ist wie als Unterlage von Punkten und Linien. Sie betrachtete das Meer mit allem, was dazu gehört, d.h. genauso den Vordergrund wie den Hintergrund zu verschiedenen Zeitpunkten des Tages und der Jahreszeit. Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass die bekannten Marinen allesamt von der gleichen Stelle aus gezeichnet und Z.T. auch gemalt worden sind, aber dann auf Papier und unter intensiver und sichtbarer Einbeziehung des Papiers selbst.

Das Licht spielt in ihrem gesamten Werk eine bedeutende Rolle. Ihre Thematik eignet sich im Übrigen zum wiederholten Besingen oder Festhalten eines Inbegriffs des Unerfasslichen und dafür, dass in der kurzen Zeit, während der man es aufmerksam betrachten will, bereits eine Metamorphose eingetreten ist oder die Dinge eine andere Identität erlangt haben. Was dies an der Nordsee bewirkt, ist natürlich etwas ganz anders als in den Schweizer Bergen, etwa an einem Bergsee oder am Vierwaldstättersee, auf dem die vielen – gedämpften oder stärkeren – Farben der Umgebung reflektiert werden und somit auch die Schatten anders sind.

Rita Vansteenlandt hat jahrelang das Meer, die Wolken und den Strand betrachtet und belauscht, wie sie dort unter einer breiten, leuchtenden und zuweilen aufgewühlten Kuppel gespannt oder geborgen lagen. Das zugrunde liegende Bild hat sie eng gesteckt, aber aus der sie kennzeichnenden freien Betrachtungsweise in zumeist großen Gemälden wiedergegeben, die immer wieder eine dreigeteilte Horizontalität hervorheben. Wasser und Licht sind eine echte und durchaus fesselnde Herausforderung für eine Malerin, welche Reflektionen erfassen, Rhythmus darstellen und Bewegung in die statische Darstellung eines Gemäldes integrieren und der Farbe in einem häufig ätherischen und flüchtigen Umfeld wie der Luft und dem glitzernden Wasser abrufen will, das sich einer genauen Wiedergabe stets entzieht. In diesen marinen Gemälden dominiert das Zarte. Ockerfarben, hellgrüne Töne, blaue Streifen, die von Wolken umdrängt werden, Spiegelungen im Wasser und in den Pfützen im Vordergrund, ein zartes Gelb, das fast schon goldfarben wirkt, im Vordergrund und im unermesslichen Hintergrund eine rein pikturale Darstellung von Luft, Wolken und etwas Unerfasslichem, das aus der weiten Ferne eines Horizonts ungehindert nach vorne stürmt.

Von dieser malerischen Erfahrung ist sie ausgezogen, um in den Bergen zu malen. Kann man sich einen größeren Kontrast vorstellen? Von einer alles umfassenden Bewegung zu einer eher majestätischen Bewegungslosigkeit, zumindest dem Augenschein nach. Von der endlosen Ebene zu monumentalen Bergen und dazu einem magischen Massiv im Hintergrund und aber auch wieder einer Widerspiegelung. Der Berg im Hintergrund ist der Pilatusberg, dem besondere Kräfte zugeschrieben werden. Eine neuerliche Herausforderung kam auf Rita Vansteenlandt zu, als sie vom geräumigen Flachdach des ehemaligen Grand Hotel Brunnen auf einen von Bergen umringten See weit unten auf der einen Seite hinausblickte und auf der andere Seite auf einen nahen Pflanzenbewuchs, auf gigantische Volumen, die aufeinander folgten und an denen sich Wolkenmassen kratzten oder sich darauf niederließen. Etwa sechs Monate lang hat sie dort zu verschiedenen Tageszeiten gemalt und dabei die Vielfalt des Schauspiels bewundert, das – genau wie das Meer – außer Reichweite des Menschen und vielleicht dank dieser Abwesenheit eine wunderbare Authentizität und eine größtmögliche Form der Unberührtheit an den Tag legt. Neben kleineren Bildern, auf denen Grautöne zu sehen sind, hat sie während ihres Aufenthalts in Brunnen, Gersau und Schwyz eine beeindruckende Anzahl von großen Malereien geschaffen, die einen Panoramablick auf die sie umgebende Natur und deren Bildsprache bieten.


Einmal mehr hat sie dabei ihrem Ruf als eigensinnige Koloristin alle Ehre gemacht und sie hat einen bedeutenden Schritt getan, welcher als eine verblüffende Entdeckungsreise in die zeitgenössische Malerei erachtet werden kann. Wenn auch die malerische Erkundung eines bestimmten Naturphänomens über eine konkrete Figuration von manchen als überholt betrachtet wird, hauptsächlich wegen der existenziellen Abkehr gegenüber einer präzisen Wiedergabe der Dinge, ist der Ansatz van Rita Vansteenlandt dennoch in hohem Maße zeitgenössisch. Es darf kein Hindernis sein, wenn jemand seinen Stil kennt sowie diese immer seltener werdende Gabe und Errungenschaft auch handhabt, um etwas Konkretes aus einer visuellen Emotion und einer kontemplativen Einstellung heraus wiederzugeben.

Ihre Malerei ist nicht nur eine beeindruckende Wiedergabe einer sich ständig ändernden Realität. Sie gibt nicht nur das Monumentale wieder, Dunkelheit, die aus flüchtigen Nebelschwaden emporsteigt, eine helle, sonnenbeschienene Mauer, die mit dem Schatten einer Vegetation kontrastiert, den Glanz von Schneelachen und kahlen Flecken, das Beben von Nebel über Wasserflächen oder der Flug von niedrig fliegenden, blassfahlen Vögeln. Sie überträgt auch den subtilen Übergang von dunklen Grüntönen, von weißem und blauem Widerschein ineinander, von Licht, das sich in vielerlei Tönen verliert, von Luminosität und Schatten, Form und Volumen, Realität und der Verdichtung der Wirklichkeit.

Hier beweist Rita Vansteenlandt einmal mehr, was sie schon zu Beginn angekündigt hat: den Triumph der Malerei, die beneidenswerte Gabe, gebührend mit Farbe und Volumen umgehen zu können.‘ Hugo Brutin, a.i.c.a.

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Rita Vansteenlandt

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