Nouveautés - Hans Peter Arpagaus

24.12.2025

FCSG: Ausschreitungen von Fans im Fanzug mit über 100'000 Franken Sachschaden

Persönliches Votum – zur parlamentarischen Verantwortung bei der Fanarbeit

Die jüngsten Vorfälle rund um die Auswärtsreise nach Thun beschäftigen mich zutiefst – als Fan, ebenso als Mitglied des Stadtparlaments. Ich bin in dieser Frage klar geteilter Meinung. Weiterhin stehe ich hinter dem FC St. Gallen und hinter der grossen Mehrheit der Fans, welche sich korrekt und friedlich verhält. Gleichzeitig machen mich die Ausschreitungen weniger radikaler Chaoten wütend und beschämt.

Das Stadtparlament der Stadt St.Gallen hat kürzlich mit 42 Ja-Stimmen, 12 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung beschlossen, die jährliche Subvention an den Verein Sozioprofessionelle Fanarbeit FC St.Gallen um 13’000 Franken zu erhöhen. Auch ich habe diesem Entscheid zugestimmt. Diese Subvention dient ausdrücklich der präventiven Fanarbeit: Deeskalation, Begleitung von Auswärtsreisen, Vermittlung zwischen Fans, Club, Behörden und Transportunternehmen sowie der Förderung einer verantwortungsvollen Fankultur.

Ursprünglich war diese Erhöhung gemäss stadträtlichem Antrag an die Bedingung geknüpft, dass auch der Kanton St.Gallen und der FC St.Gallen ihre Beiträge erhöhen. Das Parlament hat diesen Vorbehalt mit 35 zu 24 Stimmen jedoch gestrichen. Damit hat das Stadtparlament bewusst entschieden, mehr Verantwortung zu übernehmen und ein klares politisches Signal zugunsten der Fanarbeit zu setzen.

Gerade vor diesem Hintergrund treffen mich die aktuellen Vorfälle besonders hart. Wenn trotz dieser politischen Unterstützung Sitze aus Zügen gerissen, Gegenstände aus Fenstern geworfen, Menschen gefährdet und Schäden in sechsstelliger Höhe verursacht werden, dann gerät die Legitimation solcher Subventionen massiv unter Druck. Ich sage offen: In solchen Momenten schäme ich mich beinahe, diesem Beitrag zugestimmt zu haben – nicht, weil ich die Fanarbeit grundsätzlich infrage stelle, sondern weil einzelne, wenige, ihr Verhalten in krassem Widerspruch zu dem setzen, was ich als Parlamentarier ermöglichen wollte.

Ich distanziere mich klar und unmissverständlich von diesen radikalen Fans. Sie sprechen weder für mich noch für die Mehrheit der Anhängerschaft. Wer von öffentlicher Unterstützung – direkt oder indirekt – profitiert, muss auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und Grenzen zu respektieren.

Gerade aus meiner Rolle als Stadtparlamentarier halte ich deshalb eine konsequente Aufarbeitung, eine klare Einzeltäterverfolgung und eine kritische Evaluation der Fanarbeit für zwingend notwendig. Politische Unterstützung darf kein Freipass sein – sie setzt Verlässlichkeit voraus.